Bei meiner Einweisung fragte meine Schwester eine Bekannte, was mir denn helfen könnte, so möchte ich mich nun dem Thema widmen, was ich als sinnvoll empfand. Schaut gerne parallel meinen Blogeintrag zum Aufenthalt in der (geschlossenen) Psychiatrie an, dort gehe ich Z.B. auf die Dinge ein, die auf der Station nicht bei sich getragen werden dürfen.
1. Kleidung
Bei einem ungeplanten Aufenthalt sind diese offensichtlich von Nöten. Ich habe allerdings auch mitbekommen, dass andere Patienten Klamotten von der Pflege bekamen,schließlich haben einige psychischerkrankte Menschen keine kümmernden Angehörige (mehr) oder lassen sie Hilfe nicht zu. Ich musste auf Station nicht waschen, da meine Familie das für mich übernahm, es wäre jedoch auch möglich gewesen. Mir persönlich war es auf der (geschlossenen) Station nicht wichtig, wie meine Klamotten aussahen, denn ich war mir bewusst darüber, dass Niemanden wirklich interessierte, was ich anhatte. Vielmehr stand beim medizinischen Team sowie meinen Angehörigen natürlich die psychische Verfassung im Vordergrund, die micht dorthinbrachte. Viele Mitpatienten waren auch mehr mit sich als mit sich selbst beschäftig, so dass ich mir keine Sorgen machte, was sie über mich denken würden. Da meine Kleidung bei der Einweisung zerschnitten wurde und ich zuhause nur ungewaschenen Wäsche hatte, bekam ich erstmal Kleidung von meiner Familie. So empfand ich dann später einige mitgebrachten Teile (die meine Familie dann gewaschen hatte) wie zum Beispiel meinen lieblingsschal als ein Stück Geborgenheit. Gerät man plötzlich in ein komplett neues Umfeld und hat sich die Situation so verändert, bekommen die zuvor normalsten Dinge manchmal einen anderen Wert.
2. Fotos/Erinnerungen
Auch andere Dinge können helfen sich in der neuen Umgebung "wohler" zu fühlen, soweit es die gesundheitliche Verfassung zulässt. Meine Familie gab mir Fotos von schönen Erlebnissen wie Z.B.meinem Backpacker-Trip oder von Familienfotos/Selfies mit Freunden. Am besten werden die Dinge mit dem behandelnden Arzt oder Pfleger besprochen, damit diese möglichst keine Dinge enthalten, die negative Emotionen auslösen könnten (Trigger).
3. Essen
Je nach Befinden des Patienten, kann z.B. Obst sinnvoll sein, wir wissen ja schließlich alle wie unbefriedigend "Klinikfraß" sein kann. Hat die Person schon Probleme mit dem Appetit, könnte dies das Essen einfacher gestalten. Da ich vom Klinikessen meist kaum etwas aß, war ich froh darüber von meiner Familie einiges mitgebracht zu bekommen. Bekommt der Körper nicht genug Energie aus der Nahrung, kann es die psychische Symptomatik auch verstärken, dementsprechen hilfreich kann etwas mitgebrachtes sein. Ich aß dann meist Obst und Süßigkeiten. Mineralwasser wurde auf Station gestellt, ich war jedoch auch froh über etwas Saft. Da ich in Begleitung raus durfte, ließ meine Familie auch ganz schön viel Geld beim Bäcker um die Ecke :D Auf der offenen Station konnte ich später dann auch selbst kurz einkaufen.
4. Beschäftigung/ Musik
Auf Station war ich der Erkrankung entsprechend nicht sehr aktiv. Ich hatte kurz nach Einweisung (völlig entgegengesetzt zu den Monaten zuvor) ein paar Tage Energie und war dadurch gelangweilt. In den Tagen war ich dankbar über Bücher, Mandalas und Rätsel (Sudoku), denn zwischen den Therapie möglichkeiten bzw. Visitegespräche lag häufig viel Zeit. Einmal saß ich mich zum Malen in den Gemeinschaftsraum und nach ein paar Minuten teilte ich meine Stifte und Mandalas schon mit drei Patientinnen, was zeigt wie positiv dieses angenommen werden kann. Als nach ein paar Tagen wieder die depressive Symptomatik überhand nahm, war ich froh, wenn ich mich ausruhen und vorallem auch Musik hören konnte. Man muss auf der geschützten Station auf Wertsachen gut aufpassen and ggf. bei der Pflege abgeben, wenn man sie laden (lange Kabel sind meist nicht gestattet) oder wegschließen lassen möchte. Handys sind auf der geschützten Station nicht erlaubt, so hatte ich einen MP3 Player und aufladbare Kopfhörer mit SD-Karte. Mein Handy nutzte ich dann gerne mal, wenn ich mit Besuch die Station verlassen durfte und später dann auf der offenen Station.
So nun habe ich schon alle Dinge, die mir meinen Aufenthalt leichter machten. Ich möchte jedoch noch darauf hinweisen, dass diese Dinge vermutlich nur eine kleine Unterstützung darstellt . Der Mensch, der in die Psychiatrie eingewiesen wird, ist meist sehr krank und kann sich evtl. garnicht über diese Dinge freuen oder dankbar darüber sein, dass du ihm helfen möchtest. Es ist schön, wenn du für diesen Menschen da sein möchtest, aber achte ebenso auf dich. Ich finde es sehr schade, dass so wenig Wissen über die Psychiatrie in der Gesellschaft vertreten ist, so empfinde ich es auch als eine positiven Wissenszuwachs für meine Freunde und Familie. Die situationsbedingte Belastung steht natürlich in keinem Maß zu diesem positiven Aspekt. Ich würde mich freuen, wenn ich dir mit meinem Blog vielleicht ein bischen die Angst vor der Psychiatrie nehmen kann und möchte dich ermuntern für einen psychisch kranken Menschen da zu sein, falls du mal mit der Erkrankung konfrontiert bist, denn häufig wenden sich Menschen von diesen ab anstatt sie auf dem Weg zu einem gesunden Leben zu begleiten.
Mein Neubeginn - Mein Weg in die psychotherapeutische Behandlung
Donnerstag, 2. Mai 2019
Freitag, 15. März 2019
Wie sieht eine Metakognitive Therapie bzw. allgemein Psychotherapie aus, was kann man sich darunter vorstellen?
Als ich die Überlegung bekam, mich in psychotherapeutische
Behandlung zu begeben, suchte ich nach Informationen, wie diese aussieht. Ich
hatte keinerlei Vorstellung, wodurch ich eine große Distanz und auch Angst
hatte. Vorneweg, es ist nicht das einfachste einen zeitnahen Termin zu
bekommen. Mein Glück war eine Therapeutin, die mir ein Vorgespräch anbot. Sie
schickte mich dann zu einer psychiatrische Institutsambulanz, da sie nur einen
Platz hätte für unregelmäßige Termine bei Krankheitsausfällen. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz war in
der Ambulanz zwar genauso lang, jedoch gab es die Möglichkeit von
Übergangsterminen. Außerdem möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass
es über eine psychiatrische Notaufnahme bei dringenden Fällen psychiatrische
Hilfe (Psychiater – arzt) und ggf. die
Möglichkeit eines Krisengespräches mit einem Therapeuten gibt. Jederzeit!
Ich habe nun Erfahrung mit der Metakognitiven Therapie in
der Tagesklinik gemacht und da es dazu auch wenig Erfahrungsberichte gibt,
möchte ich gerne darauf eingehen, was für mich persönliche Inhalte dieser
Therapie sind. Ich bin Patientin und kann daher keine medizinischen Ratschläge
geben und nur meine persönliche Einschätzung geben.
Metakognitive Therapie (MCT), nehmen wir mal das Wort
auseinander. "Meta" bedeutet über und "Kognition" beschreibt unsere Gedanken, MCT stellt also eine Therapie dar, die sich mit unseren Gedanken auseinandersetzt,
man steht also sozusagen über ihnen und schaut sie sich an. Die Metakognitive
Therapie beschäftigt sich mit den Grübeln (in die Vergangenheit gerichtig:
„Warum habe ich das bloß gesagt/getan? Was denkt jetzt die Person dadurch über
mich?“cund sich zu sorgen (in die Zukunft gerichtet wie z.b. „Was wird bloß aus
mir wenn ich nicht mehr arbeiten kann, kein Geld mehr verdiene und auf der
Straße lande?“).
Der Therapie liegt der Annahme zugrunde, dass uns Grübel-
und Sorgenprozesse negativ beeinflussen. Stellen wir uns z.b. vor jemand beschäftigt sich gedanklich um eine Situation in der sie das Gefühl bekommen hat, nichts
wert zu sein. Ein Beispiel wäre, dass eine Standpauke vom Chef. Nun kommt,
nennen wir sie mal, Nina, nach der Arbeit nachhause, nimmt sich den Gedanken
und sucht nach Gründen, die ihre Annahme, sie sei nichts wert, begründen. Sie denkt
jetzt also darüber nach, dass sie ja letzte Woche schonmal einen Fehler gemacht
hat und dass sie ja auch echt dumm sei deswegen. Sie hätt in der Schule
schließlich auch keine guten Noten gehabt und Andere würden eh alles besser schaffen. So sieht die Kollegin besser aus und macht den Job auch noch besser.
Und dass sind sicher auch die Gründe, warum sie keinen Partner hat, sie kann es
ja auch keinem verdenken, sie nicht zu lieben. Sie legt sich also auf die Couch
und denkt immer weiter darüber nach. Sie fühlt sich traurig und einsam.
Freundschaften vernachlässigt sie auch, weil sie sich ständig Sorgen darüber
macht, sie würden bemerken wie viel schlechter sie als andere sei. Sie fühlt sich
zudem noch träge weil sie immer so deprimiert ist, dass sie sich nicht zum
Sport aufraffen kann.
Eine mögliche Annahme von Nina kann sein, dass ihr das
wiederholte Nachdenken über diese Sachlage (Grübeln) helfen wird, eine
Lösung zu finden. Dieses nennt man positive Metakognition, also die Annahme,
die bewirkt, dass jemand Grübeln möchte, obwohl es negative Gefühle verstärkt. Die negativen Kognitionen sind die
Annahmen, die dazu führen, dass man nicht weiter grübeln möchte also z.B. „Wenn
ich so viel grübel, werde ich noch verrückt und werde traurig“. Man kann es
sich verdeutlichen wenn man sich z.b. fragt „Wie lange grübel ich?“ und dann
„Wie häufig komme ich dabei auf eine Lösung?“. „Habe ich schon Entscheidungen
getroffen ohne ständig immer wieder darüber nachzudenken?“ Der wichtigste Punkt für mich in der Therapie war als ich verstand, dass
wir alle selbst entscheiden können. Wir sind unseren Gedanken nicht
ausgeliefert. Wir können die ganze Zeit denken „Ich schließe die Tür. Ich
schließe die Tür. Ich schließe die Tür“ und wir können sie trotzdem öffnen. Ich
wage zu behaupten jeder depressive Patient tut ständig etwas, was er eigentlich
garnicht möchte. Wir saßen in der Gruppe und hatten genau dieses Thema und dann
sagte die Therapeutin „Sie können das alle! Sie handeln entgegen ihres
Wunsches sich im Bett zu verkriechen und nichts zu tun, denn Sie sind hier und
kämpfen dagegen an. Auch auf Suizidgedanken kann man das entgegengesetzte
Handeln anwenden. Weil Sie es denken, müssen sie es nicht tun. Sie können frei
entscheiden, ob Sie diesem Gedanken nachgehen oder nicht“ Und wir können auch
die Gedanken im Allgemeinen ziehen lassen und nicht näher auf sie eingehen. Wir
müssen nicht wie im Beispiel vorhin, Gründe dafür finden, dass der Gedanke
„ich bin nichts wert“ stimmt. Wir können den Gedanken ziehen lassen und im
nächsten Moment kommt vielleicht der Gedanke „Das ist mir grad echt gut gelungen“.
Der Gedanke kommt uns aber nicht wenn wir noch am „alten“ Gedanke, wir wären
nichts wert, hängen geblieben sind. Es ist schwer und braucht viel Übung um die
alten Verhaltensmuster zu verändern, daran zu arbeiten, nicht auf den negativen
Gedanken einzusteigen, aber es ist möglich!
Und noch ein wichtiger Punkt, nur weil wir es denken, muss
es nicht der Realität entsprechen. Wir können denken „Ich bin ein Versager“,
aber das kann jemand Anderes gegensätzlich sehen. Wenn wir mal zurückdenken an
Referate in der Schule, ist es da schonmal vorgekommen, dass du dachtest du hättestt
total genuschelt und leise gesprochen und nur abgelesen und dann sagt dir
jemand "Das stimmt überhaupt nicht, war vielleicht nicht perfekt, aber ich
konnte dich gut verstehen!"?
Zusammenfassend hat mir diese Therapieform sehr geholfen, da
ich die Hoffnung und den Glauben daran bekommen habe, dass ich die Depression
bekämpfen kann und meinen Gefühlen und Gedanken nicht völlig ausgesetzt bin.
Dies ist natürlich nur eine Therapieform von ziemlich vielen, aber ich finde es gibt einen kleinen Einblick, wenn man noch überhaupt keine Vorstellung hat.
Ich möchte darauf hinweisen, dass
ich weder Medizinerin oder Psychologin bin, noch irgendeine Art an
medizinischer Ausbildung besitze. Alle von mir hier getroffenen Aussagen über
die psychiatrische/ psychotherapeutische Behandlung ergeben sich aus meinen
persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Denkweisen als Patientin. Sie stellen
in keiner Weise Heilversprechen dar. Die Inhalte können keine persönliche
Beratung, eine Untersuchung oder Diagnose durch einen Arzt oder Therapeuten
ersetzen und du solltest meine Information auch nicht dazu nutzen,
Eigendiagnosen zu stellen oder dich selbst zu therapieren!
Wie läuft eine psychiatrische tagesklinik ab?
Mit meiner Ärztin auf Station besprach ich die Möglichkeiten der Weiterbehandlung und entschied mich für die Tagesklinik. Sie erzählte mir, diese gäbe es auf chronische Depressionen, also
mein Krankheitsbild, spezialisiert und läge auch auf dem Campus. Sie bestehe
aus wöchentlich einem therapeutischen Einzelgespräch und einem Gruppentermin sowie verschiedenen Angeboten der Ergo- und
Physiotherapie bestehen. Wirklich viel konnte ich mir darunter noch nicht vorstellen.
Deswegen möchte ich jetzt einmal beschreiben wie ein tagesklinischer Aufenthalt
aussehen kann. Dies ist natürlich abhängig von den behandelten Erkrankungen, so
beziehe ich mich auf die psychiatrische Tagesklinik zur Behandlung chronischer Depressionen. Dies sind also Erfahrung, die nur als grobe Leitlinie gesehen werden können, da jede Klinik eigene Spezialisierung und Therapien anbieten.
Die Behandlung durch eine Tagesklinik ist eigentlich relativ
ähnlich zu einem stationären Aufenthalt, der größte Unterschied besteht darin, dass der Patient am frühen Abend nach
Hause fährt und morgens wieder kommt.
Bei uns sah es morgens so aus, dass ankamen uns schonmal in den Gruppenraum setzen konntenn und dann in der Gruppe mit einer kurzen Achtsamkeitsübung (Meditation) in den Tag starteten. Danach frühstückten wir gemeinsam, welches ich als angenehmer empfand als auf Station, denn dort saßen nicht alle zur gleichen Zeit am Tisch und es wirkte viel offener ohne, dass jeder sein eigenes Tablet hatte.
Für die meisten Patienten gab es nach dem
Frühstück das Intervalltraining. Im Grunde ist dieses im Kreis laufen, indem man Intervalle einbauen
kann indem man z.B. das Tempo erhöht um so die körperliche Betätigung zu
haben, die sich positiv auf die psyche auswirkt oder man nutzt diese Zeit für eine Achtsamkeitsübung. Dabei konzentriert man sich auf den eigen Körper, setzt ganz bewusst einen Schritt vor den
anderen und lässt Gedanken ziehen anstatt sie in den Vordergrund treten zu lassen. Dieses soll einen entspannen und helfen seine
Konzentration auf die Umgebung und nicht auf die Gedanken zu fokussieren.
Nun kamen je nach Tag verschiedene Gruppen sowie die schon
genannte Einzel- und Gruppentherapie dazu. Bei mir bestanden die Therapien in
einer Woche aus 1xAchtsamkeitstraining, 1xNordic-Walking, 3xRückenfit, 1xStressbewältigung, 1xKreativgruppe und 1xAlltagstraining.
Die Achtsamkeit hatte ich schon kurz angeschnitten. Die
Achtsamkeit ist wie beim Joga, man konzentriert sich auf seinen Körper. Man
lässt Gedanken ziehen und geht nicht auf sie. Habe ich z.b. den Gedanken „das
ist doch totaler Unsinn, was ich hier machen soll“ so geht man nicht auf diesen
ein indem man z.b. Gründe dafür sucht, warum dieses gerade so sinnlos ist. Man
konzentriert sich auf das Hier und Jetzt also z.B. die Geräusche des Umfeldes. Zudem kann man verschiedene Techniken
nutzen, so gibt es Qui Gong , Pilates, Traumreisen oder Duftreisen um nur
einige zu nennen. Diese Gruppe behandelte das Thema, wie man Achtsamkeit in den
Alltag einbauen kann z.B. mit Wechselduschen oder bewusstem Teetrinken. Dabei
schaut man sich z.b. den Tee genau an, riecht an ihm, fühlt die Wärme der
Tasse, nimmt bewusst einen Schluck und lässt ihn kurz im Mund verweilen um dann
den zweiten Schluck zu schmecken. Schmeckt er anders? Riecht der Tee immer noch
gleich?
Bewegung hat bewiesener Maße positive Wirkung auf die
Psyche, jedoch fällt depressiven Patienten schwer den nötigen Antrieb zu finden und sich körperlich zu betätigen auch wenn jeder Schritt schwer fällt, weil alles so ermüdent ist. Ist man jedoch schon in der Tagesklinik und ist somit schon morgens auf den Beinen
anstatt bis mittags im Bett zu liegen, so ist das ein kleiner Anfang und hilft schon. Nun kann
man sich durch das Pflichtgefühl die Therapien wahrnehmen zu müssen oder mit den
Mitpatienten zusammen besser aufraffen. Mir hat immer sehr geholfen, dass es
ein Angebot (sowohl für stationäre, tagesklinische oder ambulante ) Patienten
mit psychischer Erkrankung war und ich somit nicht (wie bei anderen Angeboten
z.b. von der Uni, einem Sportverein oder der Volkshochschule) psychisch gesunde
Mitsportler habe, bei denen ich das Gefühl hätte, sie würden auf mein Gewicht,
auf meine Sportlichkeit oder mein soziales Verhalten achten. Ich empfinde den
Kontakt mit Mitpatienten sehr viel einfacher als mit anderen Mitmenschen, die
ich neu kennenlerne, einfach weil es dann nicht darauf ankommt, wie gut du bist. Es ist meiner Meinung nach ein anderes Miteinander unter psychisch kranken Personen. Die
Mitpatienten sind aus unterschiedlichen Altersklassen, manche sind sehr
sportlich, andere überhaupt nicht, oder welche haben motorische Einschränkungen
und die Menschen sind einfach bunt gemischt.
Ich habe mich in der Tagesklinik
mit einigen Mitpatienten angefreundet. Wenn ich jemandem, der mich nicht kennt
erzählen würde, ich hätte mehrere Freundinnen im Alter zwischen 30 und 60,
würde ich wahrscheinlich schonmal als komisch eingestuft werden. Aber genau diese
Vielfalt, die durch einen wichtigen Punkt verbunden ist, das man die gleiche
oder zumindest aus dem gleichen Bereich kommende Erkrankung hat, verbindet und
man lernt Menschen kennen, zu denen man eine ganz andere Bindung hat wie zu
„psychisch gesunden“ Menschen. So nun bin ich ein bischen abgeschwiffen.
Kurz und Knapp, die sportlichen/physiotherapeutischen Angebote können
vielfältig sein.
Dann gab es noch eine Gruppe, die sich Alltagsgruppe nennt und von einer
Ergotherapeutin geleitet wird. In dieser wurden Themen wie z.B. Selbstfürsorge, Sozialer
Kontakt, Freizeitgestaltung oder Krisenbewältigung besprochen.
In der Kreativgruppe konnte man verschiedene Techniken
ausprobieren und hatte eine Ergotherapeutin als Ansprechpartnerin, die einen u.A. bei der Frustrationsbewältigung oder zum Umsetzen von Zielen
wie z.B, sich auf das kreative Werkeln zu konzentrieren unterstützen kann.
Außerdem gab es die Gruppe Stressbewältigung in der man
lernt wie man besser mit Anspannung umgehen bzw. sie lindern kann.
Wie auch auf Station hat man in der Tagesklinik viel
freie Zeit und es kann passieren, dass an manchen Tagen immer ganz viele
Therapien stattfinden und du kaum pause hast. An einem anderen Tag wiederum kommst du für
die Morgenmeditation, dem gemeinsamen essen und nur einer Therapie. Dafür gab
es in der Einrichtung Ruheräume, in denen man sich zurückziehen konnte, wenn man nicht mit den Mitpatienten zusammen sitzen mochte. Die Tage vor Beginn meiner Tagesklinischen Behandlung, fühlte ich mich mit dem Gedanken an das viele Neue und den vielen Aktivitäten sowie sozialen Kontakt völlig überfordert. Ich hatte Angst davor und begann Gründe zu suchen, nicht in diese Tagesklinik zu wollen. Zum Glüch ich darüber und eine Therapeutin half mir die Entscheidung diese notwendige Möglichkeit anzunehmen. In den zwei Nächten vormeinem Aufnahmtermin schlief ich wieder sehr schlecht, sodass meine Mitpatienten am Tisch mich kaum sahen,denn entweder war ich bei einem Gespräch oder im Ruheraum. Es strengte mich sehr an und ich brauchte meine Ruhe und den Schlaf, den ich die Tage zuvor kaum bekam. Die ersten Tage war man noch nicht zu vielen Gruppen angemeldet, hatte aber ein ärztliches,ein psychologisches und Aufnahmegespräche mit dem Bezugspfleger. Ich denke viele schwer depressive Menschen, die in ihrem Alltag so stark eingeschränkt sind, geht es ähnlich wie mir zu der Zeit. Aber es lohnt sich, sich aufzuraffen und diesen so anstrengenden Schritt zu wagen! Kontakt mit den Mitpatienten half mir nach den ersten Tagen sehr viel, selbst wenn man sich nur zusammen beschäftigt und nicht redet, so ist es besser als alleine im Bett zu liegen und nichts zu tun. Wir
haben z.B. viel gefaltet, Mandalas gemalt oder gestrickt. Manche Patienten
waren von den vielen therapiefreien Zeiten gestört/gelangweilt. Für mich, und
ich denke ich spreche da auch für einige (depressive) Patienten, war diese freie Zeit wichtig um aufzuatmen und Therapiethemen sacken lassen zu können.
Viele Patienten in der Tagesklinik sind krank geschrieben und sind froh, dass
sie keiner Arbeit nachgehen müssen und Zeit haben, Kraft zu sammeln. Themen, die
in Gruppen oder auch im psychotherapeutischem Gespräch auftreten, können einen
manchmal auch ganz schön aufwühlen und man braucht Zeit es zu verarbeiten.
Einige Patienten jedoch brauchen diese Zeit nicht und beschweren sich dann über
Langeweile, sie könnten zuhause ja doch viel mehr machen und würden die Zeit
nur „absitzen“. Für diese Patienten wäre eine ambulante Lösung, in der man nur
direkt zu den Therapien geht, vielleicht passender. Auch ambulant gibt es eine
Menge an Angeboten, wenn man sich darüber informiert.
Ich möchte darauf hinweisen, dass
ich weder Medizinerin oder Psychologin bin, noch irgendeine Art an
medizinischer Ausbildung besitze. Alle von mir hier getroffenen Aussagen über
die psychiatrische/ psychotherapeutische Behandlung ergeben sich aus meinen
persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Denkweisen als Patientin. Sie stellen
in keiner Weise Heilversprechen dar. Die Inhalte können keine persönliche
Beratung, eine Untersuchung oder Diagnose durch einen Arzt oder Therapeuten
ersetzen und du solltest meine Information auch nicht dazu nutzen,
Eigendiagnosen zu stellen oder dich selbst zu therapieren!
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