Donnerstag, 2. Mai 2019

Was nimmt man mit? Einpackliste für die (geschlossene) Psychiatrie

Bei meiner Einweisung fragte meine Schwester eine Bekannte, was mir denn helfen könnte, so möchte ich mich nun dem Thema widmen, was ich als sinnvoll empfand. Schaut gerne parallel meinen Blogeintrag zum Aufenthalt in der (geschlossenen) Psychiatrie an, dort gehe ich Z.B. auf die Dinge ein, die auf der Station nicht bei sich getragen werden dürfen.
1. Kleidung
    Bei einem ungeplanten Aufenthalt sind diese offensichtlich von Nöten. Ich habe allerdings auch mitbekommen, dass andere Patienten Klamotten von der Pflege bekamen,schließlich haben einige psychischerkrankte Menschen keine kümmernden Angehörige (mehr) oder lassen sie Hilfe nicht zu. Ich musste auf Station nicht waschen, da meine Familie das für mich übernahm, es wäre jedoch auch möglich gewesen. Mir persönlich war es auf der (geschlossenen) Station nicht wichtig, wie meine Klamotten aussahen, denn ich war mir bewusst darüber, dass Niemanden wirklich interessierte, was ich anhatte. Vielmehr stand beim medizinischen Team sowie meinen Angehörigen natürlich die psychische Verfassung im Vordergrund, die micht dorthinbrachte. Viele Mitpatienten waren auch mehr mit sich als mit sich selbst beschäftig, so dass ich mir keine Sorgen machte, was sie über mich denken würden. Da meine Kleidung bei der Einweisung zerschnitten wurde und ich zuhause nur ungewaschenen Wäsche hatte, bekam ich erstmal Kleidung von meiner Familie. So empfand ich dann später einige mitgebrachten Teile (die meine Familie dann gewaschen hatte) wie zum Beispiel meinen lieblingsschal als ein Stück Geborgenheit. Gerät man plötzlich in ein komplett neues Umfeld und hat sich die Situation so verändert, bekommen die zuvor normalsten Dinge manchmal einen anderen Wert.
2. Fotos/Erinnerungen
  Auch andere Dinge können helfen sich in der neuen Umgebung "wohler" zu fühlen, soweit es die gesundheitliche Verfassung zulässt. Meine Familie gab mir Fotos von schönen Erlebnissen wie Z.B.meinem Backpacker-Trip oder von Familienfotos/Selfies mit Freunden. Am besten werden die Dinge mit dem behandelnden Arzt oder Pfleger besprochen, damit diese möglichst keine Dinge enthalten, die negative Emotionen auslösen könnten (Trigger).
3. Essen
   Je nach Befinden des Patienten, kann z.B. Obst sinnvoll sein, wir wissen ja schließlich alle wie unbefriedigend "Klinikfraß" sein kann. Hat die Person schon Probleme mit dem Appetit, könnte dies das Essen einfacher gestalten. Da ich vom Klinikessen meist kaum etwas aß, war ich froh darüber von meiner Familie einiges mitgebracht zu bekommen. Bekommt der Körper nicht genug Energie aus der Nahrung, kann es die psychische Symptomatik auch verstärken, dementsprechen hilfreich kann etwas mitgebrachtes sein. Ich aß dann meist Obst und Süßigkeiten. Mineralwasser wurde auf Station gestellt, ich war jedoch auch froh über etwas Saft. Da ich in Begleitung raus durfte, ließ meine Familie auch ganz schön viel Geld beim Bäcker um die Ecke :D Auf der offenen Station konnte ich später dann auch selbst kurz einkaufen.
4. Beschäftigung/ Musik
  Auf Station war ich der Erkrankung entsprechend nicht sehr aktiv. Ich hatte kurz nach Einweisung (völlig entgegengesetzt zu den Monaten zuvor) ein paar Tage Energie und war dadurch gelangweilt. In den Tagen war ich dankbar über Bücher, Mandalas und Rätsel (Sudoku), denn zwischen den Therapie möglichkeiten bzw. Visitegespräche lag häufig viel Zeit. Einmal saß ich mich zum Malen in den Gemeinschaftsraum und nach ein paar Minuten teilte ich meine Stifte und Mandalas schon mit drei Patientinnen, was zeigt wie positiv dieses angenommen werden kann. Als nach ein paar Tagen wieder die depressive Symptomatik überhand nahm, war ich froh, wenn ich mich ausruhen und vorallem auch Musik hören konnte. Man muss auf der geschützten Station auf Wertsachen gut aufpassen and ggf. bei der Pflege abgeben, wenn man sie laden (lange Kabel sind meist nicht gestattet) oder wegschließen lassen möchte. Handys sind auf der geschützten Station nicht erlaubt, so hatte ich einen MP3 Player und aufladbare Kopfhörer mit SD-Karte. Mein Handy nutzte ich dann gerne mal, wenn ich mit Besuch die Station verlassen durfte und später dann auf der offenen Station.

So nun habe ich schon alle Dinge, die mir meinen Aufenthalt leichter machten. Ich möchte jedoch noch darauf hinweisen, dass diese Dinge vermutlich nur eine kleine Unterstützung darstellt . Der Mensch, der in die Psychiatrie eingewiesen wird, ist meist sehr krank und kann sich evtl. garnicht über diese Dinge freuen oder dankbar darüber sein, dass du ihm helfen möchtest. Es ist schön, wenn du für diesen Menschen da sein möchtest, aber achte ebenso auf dich. Ich finde es sehr schade, dass so wenig Wissen über die Psychiatrie in der Gesellschaft vertreten ist, so empfinde ich es auch als eine positiven Wissenszuwachs für meine Freunde und Familie. Die situationsbedingte Belastung steht natürlich in keinem Maß zu diesem positiven Aspekt. Ich würde mich freuen, wenn ich dir mit meinem Blog vielleicht ein bischen die Angst vor der  Psychiatrie nehmen kann und möchte dich ermuntern für einen psychisch kranken Menschen da zu sein, falls du mal mit der Erkrankung konfrontiert bist, denn häufig wenden sich Menschen von diesen ab anstatt sie auf dem Weg zu einem gesunden Leben zu begleiten.

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