Ich beschrieb schon zuvor meinen Aufenthalt in der Psychiatrie und nun würde ich gerne die Mitpatienten thematisieren.
In einer geschlossenen
Psychiatrie sind natürlich einige Patienten, die einen Realitätsverlust besitzen, so teilte ich mir bei meinem Aufenthalt (nach ein paar Tagen alleine) das Zimmer mit einer
bzw. zwei Mitpatientinnen. Da ich die ersten Tage auf Station eine komischerweise gute Stimmung hatte,
unterhielt ich mich auch ein wenig mit Mitpatien und/oder beobachtete sie. Was
mir ziemlich schnell aufgefallen war, waren die Narben von einigen
Mitpatienten. Viele Mitpatienten hatten viele oder auch sehr große Narben an
den Unterarmen. Einige davon sind wahrscheinlich Schnittwunden wie sie z.B. bei
Borderline Patienten beim sog. Ritzen entstehen um Anspannung abzubauen. Einige
waren allerdings auch so groß, dass sie eher von Verbrennung oder Verätzungen
herrühren. Das Verhalten war größtenteils ruhig und distanziert. Eine meiner
Mitpatientin aus dem Zimmer erzählte mir einige Dinge, die keinen Sinn machten.
Mit der Zeit merkte ich, dass sie wahrscheinlich an einer multiplen
Persönlichkeitststörung litt/leidet. Häufig sprach sie von ihrer Schwester,
mit der sie nichts zu tun haben wollte, da sie wohl Drogenmissbrauch und –handel
betrieb. Außerdem widersprachen sich ihre Aussagen oft wie z.B. die völlige Überzeugung, sie wäre nicht schwanger, obwohl sie oft von dem Vater ihres ungeborenen Kindes sprach und eindeutig einen Babybauch hatte. Andere Patienten erzählten mir z.B. sie würden Stimmen hören
oder seien fremdbestimmt durch eine Kraft im Kopf (Ich vermute Schirophrenie).
Ich lernte während meines Aufenthaltes zwei Personen
kennen, die mir sehr in Erinnerung geblieben sind. Eine dieser kam ein paar
Tage nach mir auf die Station. Ich war mir nicht sicher ob sie eine Frau oder
ein Mann sei. Sie verhielt sich komisch, lief im Flur auf und ab, hockte
auf dem Boden oder murmelte etwas vor sich hin. Ich konnte sie nicht
einschätze, denn sie kommunizierte mit Anderen so gut wie nicht und sah niemanden
direkt an. Zwei Tage später fragte sie im Garten meine Schwester ob wir den
Stuhl bräuchten und ich war ganz überrascht, wie weich ihre Stimme klang und
wie freundlich sie fragte. Die nächste Situation in der ich sie wiedersah, war bei
einem Angebot der Physiotherapie in der sie Tischtennis mitspielte. Sie wirkte
auf mich weiterhin sehr negativ und irgendwie von einer anderen Welt. Eine
Woche später als ich auf der offenen Station in Behandlung war, besuchte ich meine ehemalige
Zimmermitbewohnerin auf der geschützten Station und die Mitpatientin hatte mein Bett
bekommen. Ich musste sie fragen, ob sie diejenige war die mit Tischtennis
gespielt hatte, denn ich konnte sie nicht wiedererkennen obwohl sie doch
irgendwie ähnlich aussah. Und ja sie war es. Sie hatte sich extrem gewandelt.
Plötzlich war sie eine offen schauende Person die affektfähig war (Emotionen
zeigt), mit uns sprach und mir sehr sympathisch rüberkam.
Die Mitpatientin, die ich besucht hatte, war mir ans Herz
gewachsen, wir teilten uns mir einer anderen das Zimmer für ca. 10 Tage. Ich
konnte mich mit ihr „normal“ unterhalten und sie schien sehr klar. Jedoch
war/ist Ihr Problem, dass sie sich fremdbestimmt fühlt, als würde jemand
in Ihrem Kopf ihr alle Kraft nehmen, sie zusammenbrechen lassen und zu
verwaschener Sprache führen. Sie wollte es nicht mehr aushalten und äußerte
Suizidgedanken. In der Zeit in der ich auf der offenen Station war, besuchte
ich sie ein paar Mal und wir taten uns gegenseitig gut auch wenn wir leider zurzeit kein Kontakt halten können.
Eine weitere Person ist mir auf der geschützten Station
aufgefallen. Ein Herr so Mitte fünfzig, er war mir aufgefallen, da es zu einem Streit mit einer Mitbewohnerin kam,
da er ihr essen nahm. Er wirkte auch sehr negativ und teilweise apathisch. Ich
sah ihn der Tagesklink zwei Monate später wieder und er war nun ein beliebter
Mensch mit einer liebenswerten Persönlichkeit. Das zeigt finde ich sehr gut wie
stark die Erkrankungen, die einen Menschen in die geschützte Psychiatrie
bringen, für das Verhalten/die Ausstrahlung verantwortlich sind und wie
begrenzt diese Momente manchmal sind. Der zuletzt genannte Patient, erzählte
mir später er sei zwei Tage auf der Station gewesen und hätte dann seinen
Aufenthalt in der Tagesklinik wieder aufgenommen als er wieder bei klarem
Verstand war. Die geschütze Station ist ein sicherer Ort für Menschen, die in
einem Ausnahmezustand sind und danach wieder gesund werden können. Natürlich
kann man da nicht pauschalisieren und das ist sicher nur ein Teil, der so
beschrieben werden kann, denn einige Patienten haben irreversible Erkrankungen.
Was mir außerdem aufgefallen ist, waren die (im Bezug auf die
Anzahl der Patienten gesamt) viele schwangere Patientinnen. Eine davon war die
Mitpatientin mit der gespaltenen Persönlichkeit, die ich schon nannte. Mit
einer anderen sprach ich ein wenig. Sie war noch jung, nicht viel älter als ich und
erzählte mir sie sei auch wegen Depressionen dort, das Kind wollte sie nicht.
Ich nehme an, dass sie eine Gefährdung für das Kind darstellte und daher auf der Station war. Ich sah sie ca.
2 Monate später als ich zu Besuch auf der offenen Station war. Ihr Kind hatte
sie nicht mehr.
Das Alter von den Patienten in der Psychiatrie war eher
gehoben. Patienten im Alter zwischen 18 und 30 waren die Unterzahl. Die meisten
von diesen hatten zumindest Teilaspekte von der Borderline Persönlichkeitsstörung (mich eingeschlossen), welches man schon schnell durch Narben vermuten konnte. (Wobei eine Selbstverletzung
nicht gleich bedeuten muss, dass eine Borderline-Störung vorliegt und
andersherum ebenso diese nicht bei jedem Borderline-Patienten vorliegt)
Ansonsten waren die restlichen Altersklassen alle vertreten (Kiner ausgeschlossen) so waren einige Patienten auch über 70 Jahre alt.
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