Ich hatte schreckliche Angst und großes Unwohlsein vor
meinem ersten Termin bei einer Psychotherapeutin. Es nahm für mich zwei
komplette Tage in Anspruch an denen ich nichts machen konnte als mich von den
Gedanken an diesen abzulenken. Ich konnte kaum Informationen finden, wie ein
Erstgespräch abläuft. Was wird sie fragen? Würde ich mich ausdrücken können?
Würde ich weinen? Kann ich meine Gefühle und Gedanken überhaupt aussprechen? Könnte
ich die Suizidgedanken verstecken? Werde ich dann gleich zwangseingewiesen? Aber
auch die Unsicherheit, was dieses Gespräch mit mir machen würde, bereitete mir
Sorgen. Wie würde ich mich danach fühlen, wenn ich so viel Schwäche zeigen
würde? Wird es mir dadurch bessergehen oder endet es in einem Schwall negativer
Gefühle, die für mich unerträglich werden? Viele Fragen auf die ich keine
Antwort fand. Mittlerweile sprach ich mehrmals mit Therapeuten/-innen bzw.
Psychiatern/-innen und weiß, welche Fragen häufig gestellt werden. Diese möchte
ich mit euch teilen.
Zur Vorbereitung auf den ersten
Therapeuten/Psychiaterkontakt finde ich es wichtig zu vermitteln, dass man
nicht versagen kann. So ist es in Ordnung, wenn du dich z.B. nicht perfekt
ausdrücken kannst oder eine schlechte Konzentration besitzt. Der Therapeut/Psychiater
fragt nach, wenn er etwas nicht verstanden hat und gibt dir die Struktur im
Gespräch vor.
Jenachdem inwieweit das noch nicht bekannt ist, beginnt das Gespräch
mit Informationen vom Therapeuten, wofür der Termin genutzt wird und welche
Möglichkeiten es dann gibt. Die erste Frage lautet dann meistens, weswegen man
gekommen ist. Es reicht eine kurze Erklärung, der Therapeut wird dann weiter
erfragen, was ihm wichtig erscheint. Dies
führt dann z.B. zu den Fragen, seit wann die Problematik bestehe und wie sich
zeige. Die Gespräche sind natürlich sehr individuell, daher kann ich nur einen
groben Einblick geben. Es ist in Ordnung, wenn du etwas nicht aussprechen
kannst oder wenn du eine Zeit brauchst um deine Fassung wieder zu erlangen!
Zeitnah gibt es dann meist noch generelle Fragen zur Person,
also z.B. nach dem Alter, welchen Beruf man ausübt oder ob man eine Beziehung
führt.
Ich war überrascht, wie vieles ich bei den ersten Gesprächen
schon ausgesprochen hatte. Diese wildfremde Person wusste nun Dinge von mir,
die ich zuvor noch nie jemandem anvertraut hatte. Generell gilt aber, du musst
auf keine Frage antworten. Kannst oder möchtest du es nicht, so ist das völlig
in Ordnung.
Möglichkeiten zur psychologischen Beratung gibt es ziemlich
viele und ich möchte ich sie ein bisschen vorstellen, denn ich hatte hierzu
auch eine sehr große Distanz. Ich hatte sehr viel das Gefühl, es gehe mir nicht
schlecht genug um mir Hilfe zu suchen, ich würde in Selbstmitleid versinken und
überdramatisieren. Jetzt weiß ich, dass ich im Gegenteil, viel zu lange
gewartet hatte, so wäre es für mich fast zu spät gewesen. Es ist in Ordnung
sich Hilfe zu suchen und es ist gut, wenn man Probleme frühzeitig angeht. Es
muss nicht gleich eine Langzeittherapie sein und ein Therapeut wird dir nichts „aufquatschen“.
Wenn du (noch) keine große Einschränkung in deinem Alltag hast, so reicht
vielleicht eine geringe Betreuung für dich, die einer Verstärkung entgegenwirkt
und möglicherweise eine ausgeprägte Erkrankung verhindert. Jeder Mensch kann
davon profitieren.
Als erstes kann man sich an den Hausarzt wenden, dieser kann
dir ggf. Medikamente verschreiben und eine Überweisung an einen Therapeuten
geben. Er kann ebenso seine Einschätzung geben, ob eine psychotherapeutische
Behandlung sinnvoll ist. Auch kann er dir z.B. eine Einweisung ausstellen oder
weitere Beratungsstellen nennen.
Zu jeder Zeit steht dir die Notaufnahme offen, so kannst du
besonders in akuten Situationen dich an diese wenden und bekommst die
Möglichkeit mit einem Arzt zu sprechen. Besonders in fremd- oder
eigengefährdeten Phasen ist dieses von großer Bedeutung. Der Behandler wird mit
dir zusammen die Hilfsmöglichkeiten absprechen und ggf. eine Anmeldung zu
weiteren Maßnahmen (z.B. tagesklinischer Behandlung) fertigmachen. Das Gespräch
in der Notaufnahme ist nicht zwangsläufig mit einer Einweisung verbunden! Der
Therapeut/Psychiater wird mit dir besprechen, was dir in diesem Moment hilft
und möchte mit dir gemeinsam eine Lösung finden. Die Zwangseinweisung ist nur
bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung möglich, an der auch einige Schritte
nötig sind, sodass nicht eine Person alleine darüber entscheiden kann.
Den stationären oder tagesklinischen Aufenthalt beschreib
ich gesondert, zu beiden hatte ich zuvor eine große Distanz und kann
mittlerweile auf positive Erfahrungen zurückblicken.
Ich
möchte darauf hinweisen, dass ich weder Medizinerin oder Psychologin bin, noch
irgendeine Art an medizinischer Ausbildung besitze. Alle von mir hier
getroffenen Aussagen über die psychiatrische/ psychotherapeutische Behandlung ergeben
sich aus meinen persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Denkweisen als
Patientin. Sie stellen in keiner Weise Heilversprechen dar. Die Inhalte können
keine persönliche Beratung, eine Untersuchung oder Diagnose durch einen Arzt
oder Therapeuten ersetzen und du solltest meine Information auch nicht dazu
nutzen, Eigendiagnosen zu stellen oder dich selbst zu therapieren!
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